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Dienstag, den 03. Januar 2017

Niedrige Inflation in Deutschland – aber wie lange noch?

21.06.2012





Inflation Vor wenigen Tagen erst wurde durch das statistische Bundesamt bekannt gegeben, dass die Inflationsrate in Deutschland erstmals seit Dezember 2012 wieder unter die Marke von zwei Prozent gefallen ist. Eine erfreuliche Nachricht, die aber nicht darüber hinweg täuschen sollte, dass einige wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen immer noch vielfach für eine steigende Inflation in der näheren Zukunft sprechen. Welche Faktoren eine Inflation hierzulande begünstigen könnten und welche Geldanlagen vor einem solchen Szenario am ehesten ratsam sind, klärt der folgende Text.
Inflation kurz erklärt
Zunächst soll aber der Begriff der Inflation kurz definiert werden. Die Bezeichnung stammt aus dem Lateinischen und lässt sich in etwa mit dem deutschen Wort „Aufschwellen“ übersetzen. Die Inflation bezeichnet dabei einen kontinuierlichen Anstieg der Preise von Waren oder Dienstleistungen für die Verbraucher, beispielsweise bei Produkten zum täglichen Leben wie Lebensmitteln oder bei den Energiekosten.
Hervorgerufen wird dies unter anderem durch eine Erhöhung der Geldmenge durch die Zentralbank eines Landes oder eines Währungsraumes wie der Euro-Zone. Es kommt bei einer Inflation also zu einer Entwertung des Geldes. Einfach ausgedrückt: Der gleichen Menge an Waren steht bei einer Inflation eine wachsende Menge an Geld gegenüber, wodurch sich steigende Preise ergeben. Das Gegenteil einer Inflation ist wiederum die Deflation. Hierbei fallen die Preise für Waren und Dienstleistungen.
Wie wird die Inflationsrate gemessen?
Um die Höhe der Inflationsrate zu messen, verwendet man in der Statistik einen so genannten Warenkorb, der als Basis für den Verbraucherpreisindex in Deutschland , kurz VPI), fungiert. In diesem Warenkorb, der für einen durchschnittlichen Haushalt von 2-3 Personen zugrunde gelegt  wird, befinden sich zahlreiche Waren und Dienstleistungen.
Vergleicht man nun deren Preisentwicklung über einen festgelegten Zeitraum, erhält man Aussagen darüber, ob beispielsweise die Preise für Kraftstoffe oder die Ausgaben für Bekleidung gestiegen oder gefallen sind. Um die Preisentwicklung möglichst genau abzubilden, basiert der VPI auf rund 300 000 Einzelpreisen, die jeden Monat bundesweit von den Mitarbeitern des Statistischen Bundesamts erhoben werden.
Wie steht es momentan um die Inflation?
Wie zu Beginn erwähnt, ist die Inflationsquote im Mai 2012 mit 1,9 Prozent seit langer Zeit wieder unter den Wert von zwei Prozent gesunken, der auch allgemein als Grenze dafür angesehen wird, bis zu der man von stabilen Preisen spricht. Auch der für die gesamte EU errechnete harmonisierte Preisindex, kurz HVPI, ist im Mai 2012 auf 2,1 Prozent gesunken. Die Gründe, warum die Inflation im Mai 2012 geringer ausfiel, lassen sich beispielsweise in den fallenden Preisen für Heizöl oder auch Benzin finden. Schaut man sich wiederum das vergangene Jahr in Deutschland an, erkennt man eine Inflationsrate von durchschnittlich 2,3 Prozent.
Warum ist die Gefahr einer steigenden Inflation nicht gebannt?
Die Zahlen aus dem letzten Jahr und vor allem die aktuelle Entwicklung lassen auf den ersten Blick den Rückschluss zu, dass die Inflation in Deutschland oder auch Europa kaum Probleme bereitet. Für den Moment ist diese Einschätzung auch richtig. Doch in der jüngeren Vergangenheit wurden verschiedene Maßnahmen in Politik und Wirtschaft ergriffen, die mittelfristig wieder zu einem stärkeren Anstieg der Inflationsrate führen können. Dazu gehören:
1. höhere Tarifabschlüsse in Deutschland: In vielen Branchen kam es in den letzten Monaten zu teilweise deutlichen Lohnerhöhungen. So bekommen beispielsweise Angestellte in der Chemie-Branche zukünftig 4,5 Prozent mehr Gehalt und gleich 6,3 Prozent beträgt der Lohnzuwachs beim Bund und den Kommunen. Es ist zu erwarten, dass die höheren Kosten an die Bürger und Kunden weitergegeben werden. So ist denkbar, dass die öffentliche Hand beispielsweise auf ansteigende Gebühren für Dienstleistungen zurückgreift oder die betroffenen Unternehmen durch Preisanhebungen versuchen werden, ihre Kosten zumindest teilweise durchzureichen. Insgesamt können sich so steigende Lebenshaltungskosten in einigen Bereichen des täglichen Lebens ergeben. Zudem ist durch die Lohnanhebungen ein höherer Konsum zu erwarten, der traditionell ebenfalls mit steigenden Preisen für Waren einhergeht. Eine Entwicklung, unter der in den letzten Jahren bereits viele Schwellenländer leiden.
2. Geldpolitik der EZB: Die Europäische Zentralbank wird wohl angesichts der schwierigen Lage in vielen europäischen Ländern weiterhin an einem sehr niedrigen Leitzins festhalten. Dadurch sind Kredite für Unternehmen oder Verbraucher vergleichsweise günstig und verstärken somit die Konsumbereitschaft. Eine Entwicklung, die wie beschrieben immer auch mit steigenden Verkaufspreisen einhergeht. Zudem wurden als Reaktion auf die Euro-Krise beispielsweise große Geldmengen in den Finanzsektor gesteckt und somit die Geldmenge extrem erhöht, wodurch sich eine höhere Inflation ebenfalls leichter ergeben kann.
3. Abwertung des Euros: Durch die Euro-Krise hat die Währung in der jüngeren Vergangenheit bereits stark an Wert verloren. Aktuell ist der Umtauschkurs zum US-Dollar so niedrig wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Deutschland muss aber als rohstoffarmes Land viele Rohstoffe auf den Märkten kaufen, die vor allem auf den US-Dollar notieren. Dadurch werden Rohstoffe wie diverse Metalle oder auch Erdöl immer teurer und eine Weitergabe dieser Kosten durch höhere Preise an den Endverbraucher ist nicht unwahrscheinlich.
Geldanlagen in Zeiten einer Inflation – Sachwerte und ihre Risiken
Als Anleger muss man sich bei einer eventuell wieder höheren Inflation nach Alternativen umschauen. Schon heute werfen beispielsweise recht sichere Staatsanleihen, wie aus Deutschland, nur geringe Zinsen ab, die selbst bei einem Inflationsniveau von zwei Prozent keine Rendite mehr versprechen. Auch Tagesgeld - oder Festgeldkonten warten durch die Niedrigzinspolitik der EZB nur noch mit mageren Zinsen auf.
Eine Geldanlage in Sachwerte ist zwar in der Regel ein guter Inflationsschutz, da diese einen inneren Wert besitzen, aber ebenfalls nicht ohne Risiko. So haben beispielsweise Immobilien in Deutschland in der Vergangenheit vielerorts stark an Wert gewonnen und so mancher Beobachter des Marktes warnt bereits vor Preiskorrekturen. Speziell gewerbliche Immobilien, konkret deren Vermietung und daraus resultierende Gewinne, in die man beispielsweise in Form von geschlossenen und offenen Immobilienfonds investieren kann, sind zudem immer auch von der Konjunktur abhängig.
Eine weiteres Beispiel sind Edelmetalle wie Gold. Auch hier ist in den letzten Jahren ein enormer Preisanstieg zu erkennen und man sollte bei einem Goldinvestment auch nicht vergessen, dass sich Gewinne oder ein Werterhalt allein über den Goldpreis ergeben. Die Schwankungen in dieser Anlageklasse sind aber traditionell stark.
Inflationsgeschützte Anleihen
Eine weitere Anlageform, die vor einer Inflation schützt, sind so genannte Linker-Anleihen. Hierbei handelt es sich um inflationsgeschützte Papiere. Diese Papiere, beispielsweise Staatsanleihen, haben einen normalen Zinskupon, der unter dem aktuellen Niveau von Anleihen liegt, die keinen Inflationsschutz haben. Zusätzlich besitzen diese Wertpapiere aber einen Aufschlag, der sich an der jeweiligen Inflationsrate eines Landes oder einer Währungsregion wie der Euro-Zone orientiert. Sollte sich die Inflation in Zukunft höher entwickeln, als von den Herausgebern der Papiere erwartet, kann man als Anleger mit diesen Papieren eine vergleichsweise gute Rendite erzielen.
Aber auch hier sollte man darauf achten, dass die Papiere das Risiko eines Ausfalls beinhalten, wie das kürzliche Beispiel Griechenlands gezeigt hat. Um sich vor einem solchen Verlust zu schützen, sollte man sich über die Bonität des jeweiligen Staats als Herausgeber der Anleihen genau informieren. Zudem besteht bei diesen Papieren immer auch die Gefahr, dass die Inflation in der Zukunft weniger stark ansteigt als gedacht. Dann ist der Zinsvorteil gegenüber normalen Anleihen verloren.
Fazit
Die Inflation in Deutschland bewegt sich derzeit auf einem niedrigen Niveau. Mit aktuell knapp zwei Prozent kann man von stabilen Preisen sprechen. Trotzdem hat die Ausweitung der Geldmenge durch die Europäische Zentralbank in den letzten Jahren einen Nährboden geschaffen, der durchaus zu einem Anstieg der Inflation führen kann. Als Anleger kann man auf ein solches Szenario reagieren, indem man sich beispielsweise für Investitionen in Sachwerte wie Immobilien entscheidet.
Auch inflationsgeschützte Anleihen, die einen Zuschlag in Höhe der jeweiligen Inflation gewähren, sind eine Option auf dem Kapitalmarkt. Doch auch diese Anlagen bergen Risiken, die im Vergleich zur Inflationsgefahr abgewogen werden müssen. Entscheidend wird aber einmal mehr der Verlauf der Euro-Krise sein, sollte sich hier endlich eine Besserung ergeben, würde dies die Geldpolitik der EZB verändern und das Risiko einer Inflation wieder verringern. Doch die Zeichen für ein Ende der Krise stehen mit Blick auf die wachsenden Probleme von Ländern wie Spanien oder Italien schlechter denn je.


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